Mittwoch, 19. Oktober 2011

Dougletten und Fielmanetten - sowie das Leben mit und ohne Brille

Ich kann schlecht sehen, leider. Das letzte mal habe ich mir vor etwa 4 Jahren eine Brille gekauft und die Sehstärke testen lassen. Die Augen sollten angeblich besser geworden sein.


4 Jahre später: meist gehe ich ohne Brille aus dem Haus, grüße mein Umfeld ohne Brille nie, weil Begrüßungen an vermeintlich fremde Personen zu oft vorgekommen sind. Schnell wirkt man arrogant, doch die wichtigen Homies wissen bescheid. Ich habe eine Brille, die ist mittlerweile nicht mehr stylish, dennoch oder sondern "okay". Und weil sie" okay" ist, benutze ich sie nur noch zum Autofahren , im Unterricht, beim Fernsehen oder beim Putzen (weil ich den Dreck ohne Brille auch nicht mehr identifizieren kann).  Manchmal setzte ich sie auch kurz auf um zu sehen, wann die nächste U-Bahn kommt oder um mir die Menükarte bei MC Donalds  nicht mehr vorlesen zu lassen. Bei solchen Situationen trag ich die Brille wieder um mir  die Unabhängigkeit zu bewahren noch selbst die Cheeseburgerpreise ausfindig  zu machen. Sonst rede ich mir immer schön, dass man sich nur auf das Wichtigste konzentrieren kann bei Kurzsichtigkeit.
Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass Menschen die keine Brille benötigen immernoch besser sehen, als ich mit meiner "Okay- Brille". Es ist eine Plage und ich muss handeln,denn sonst werde ich dieses visuelle Erleben mit einer ausgeprägten Behinderung gleichsetzen müssen.

Gestern war ich bei Fielmann. Ich möchte keine Werbung machen, andere Optiker mögen ebenso kompetent sein, doch der Laden hat mich bisweilen nie enttäuscht und das Preisleistungsverhältnis ist unschlagbar. An einem Freitag nachmittag musste ich etwas warten.  Es war sauber und ruhig. Ich saß zufälligerweise gegenüber vor einem Spiegel . Am Tag zuvor war ich etwas feiern, nicht heftig, anyway, der Spiegel war nett zu mir. Hatte zwar rote Augen, doch die Haare saßen, Outfit war okay...  ich gab meiner eigenen Messlatte an dem Tag eine 7,5 bis 8.
Der Sehtest begann. Eine junge Frau, schätzungsweise Mitte zwanzig bat mich rein. Nicht nur dass ich feststellte, dass ich tatsächlich immer schlechtere Augen hatte, sondern auch dass das Fielmann-Personal aussieht wie die Dougletten bei Douglas. Wahnsinn!
 "Ja, ihre Augen haben sich enorm verschlechtert, sie sind von - 1,25 auf- 2,0 gerutscht", teilte mir das Brillenmodel mit. Autsch das tut weh, denn meine Vermutung stimmte, ich erblinde immer mehr. Kontaktlinsen oder Brille - irgendetwas muss her. Sie beriet mich professionell, zügig und eloquent. Es hätte ein zeitgemäßer Werbespot sein können. Sie trug einen gut sitzenden Blazer (okay, es ist ein Muss im Berufsleben), hohe Schuhe, die Haare waren gestylt wie vom Luxusfrisör und ihr Make - Up  wie bei das der Dougletten.
Anschließen kam die nächste Fielmanette auf mich zu um mich für Brillengläser zu beraten. Ich wollte mein Mauerparkeinkauf, ein petrollfarbenes Ray-Ban-imitat mit Sehstärke verglasen lassen und sie riet mir aus diversen schlüssigen Gründen davon ab.  Die Dame mit einer echten Ray-Ban-Brille , auch um die Mitte zwanzig war witzig, spritzig und schlagfertig, hatte an ihrem Blazer, stylische Broschen als Acessoire, die Haare sahen ebenso aus, als wäre Udo Walz vor wenigen Minuten am Werk gewesen und die makellose Haut hatte auch einen frischen Douglas Anstrich. Das Personal sieht nach einer 5 Tage Woche aus, als hätten sie gerade einen Auschlaf-Wellness-Trip gemacht.Wie kann das sein? Stehen die morgens 3 Stunden vor dem Spiegel, haben die reiche Ehemänner für teure Kleidung, gibt Fielmann Typberatungskurse und rhetorische Fortbildungen oder gibt es einen realistischen 5 Minuten Trick den ich, sowie die anderen 90 % der Frauen nicht kenne? Wie dem auch sei, meine Skala sank auf 3, ein kleines bissschen Reststolz und ich fühlte mich wie das Klischee eines Kreuzberger Schluffis.
Macht euch euer Bild selber, und schaut euch mal das Personal bei Fielmann und Douglas an! Es erinnert stark an den Film "Der Teufel trägt Prada". Tragt dabei eine Brille oder Kontaktlinsen (falls nötig), ich tat es jedenfalls nicht. Vielleicht änder ich auch meine Meinung mal, wenn ich mit meiner neuen Ray-Ban-Brille ( die mir übrigens aufgedrückt wurde)  mit Sehstärke  -2,0 vorbeischaue.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen