Dienstag, 27. September 2011

Deutsche Bahn versus Mitfahrgelegenheit

Die Preise der Deutschen Bahn sind meines Erachtens eine Unverschämtheit und mit dieser Meinung bin ich nicht alleine. Zum Glück gibt es für den kleinen Geldbeutel die Mitfahrgelegenheit.
Ich wohne in Berlin und bin häufig in meiner geliebten Heimatstadt Braunschweig, was jedesmal einen Fahraufwand von etwa 200 Kilometern bedeutet. Mit Hin- und Rückfahrten bin ich etwa 40 mal im Jahr mit der Mitfahrgelegenheit unterwegs und das schon seit Jahren.

Die Deutsche Bahn verlangt für diese Strecke 50 Euro (ohne BahnCard) und die MFG um die 10 bis 15 Euro je Fahrt. Na klar ist die Zugfahrt auf eine Art und Weise umweltschonender als Autofahren, doch wenn ein Auto mit vier Leuten gefüllt ist, finde ich das auch absolut in Ordnung.

Eine Freundin fährt lieber mit der Bahn, ich konnte diese Unnötigkeit bis vor kurzem nicht nachvollziehen.
Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit bei der MFG interessante Gesprächspartner zu haben gegeben und bisweilen oft vorgekommen. Du musst dich immerhin mit Menschen für einige Stunden zwangsläufig auseinandersetzen, sofern man nicht ganz abgedroschen den Kopfhörer aufsetzt und sofort einschläft. Und mit diesen Personen hättest du vielleicht nie zu tun gehabt. Anderes Alter, anderer Berufszweig, andere Herkunft, andere Interessen...
Über die MFG hab ich von Berufen gehört, die mir zuvor nicht zu Ohren kamen. Die sind aber auch so verzwickt, dass ich diese nicht wiedergeben kann.
Neulich berichtete mir ein guter Freund, dass bei der Mitfahrgelegenheit von Berlin nach Braunschweig, dieser mit drei Leuten in einer Karre saß, darunter zwei Frauen die sich nicht kannten. Beide erzählten von ihrem Partner und fanden sich immer sympatischer , als sie herausfanden, dass ihre beiden Gefährten das gleiche studieren und das an der selben Uni. "Wie heisst denn dein Freund , vielleicht kennen die sich ja...meiner heisst Thomas..."- " Ist jaaaaa witzig, meiner heisst auchThomas."  Es stellte sich schnell heraus, dass beide den gleichen Freund haben und sie schlossen sich gegen ihn zusammen. Mein Kumpel erlebte ein pures Sozialkino.

Eine Mitfahrerin, meine jetzige Arzthelferin des Vertrauens, berichtete mir zwei Stunden lang über ihr Work & Travel Erlebnis in Australien. Mir eröffneten sich neue Kenntnisse eines gar nicht mal so schlechten Hypes. Nun spare ich Geld für einen längeren Auslandsaufenthalt.
Bei einer Fahrt  nach Hamburg  fuhr ich in einem edlen Cabriolet, oben ohne versteht sich!
Der Besitzer dieses Gefährts arbeitet mit SAP, denkt nicht an sein Privatleben und ist ein Workaholic aus dem Bilderbuch. Es ist nicht mein Style, doch ich fand seine Ansichten interessant und ich konnte zum Schluss seinem Lebenstil ein bisschen Nachempfindung schenken . Der andere Beifahrer war ein Mann in Rente, welcher seit einigen Jahren umherreist. Er arbeitete einst für Volkswagen , machte zuvor Abitur auf zweitem Bildungswege und verbleibt nun  jährlich ein halbes Jahr, während es hier warm ist, in deutschen Großstädten, wie Hamburg, Berlin und München und anschließend bereist er einen fremden Kontinent. Er tourte schon durch Asien, Afrika und dieses Jahr wird er durch Lateinamerika umherziehen. Das nenn ich ein Leben! Ich gestehe noch nie Europa verlassen zu haben, doch seine Erlebnisse in fremden Ländern sind mir in Erinnerung geblieben und erweiterten meinen Blick über den Tellerrand ein kleines Stückchen mehr.
Neulich saß ich mit Leuten aus der Filmbranche zusammen. Es hat sich gelohnt, die chaotischen Story´s, sowie weiteren Klatsch und Tratsch mitzukriegen. Es ist scheinbar alles heisser als es gekocht wird. Nun, ich kann auch nicht auf jede noch so interessante Mitfahrgelegenheit eingehen.
Es klingt doch alles so fluffig , spannend und erschwinglich. Was will man mehr?

Um auf den Punkt zu kommen, mich nervt die MFG trotzdem. Ich bin für´s einschlafen, dem Geben von einsilbigen Antworten und dem Aufsetzen von Kopfhörern , auch wenn ich dies einige male schon tat, viel zu höflich.

Im Juli fuhr ich dreimal Zug und es dauerte entweder ewig oder es war teuer und schnell.
Wie dem auch sei, danach war ich fit wie ein Turnschuh. Nach der MFG brauch ich ein Nickerchen. Auch als Beifahrer ist Autofahren anstrengend. Kann mir das mal jemand erklären? In der Bahn kann man die Beine ausstrecken, in Ruhe lesen, rumglotzen...und es besteht die Möglichkeit soviel Wasser trinken wie man mag, ohne sich Gedanken über die nächste Raststätte machen zu müssen. Letzte Anekdote hierzu über die MFG: Der Fahrer hatte einen sehr wichtigen Termin und mir machte der Kaffee zu schaffen. Wir hielten kurz bei einer Raststätte an und ein Bus mit einer ganzen Schulklasse hatte ebenso das gleiche Bedürfnis.
Im Winter sieht man auf den Strassen bei Schnee und noch schlimmer bei Glatteis etliche Autounfälle und mir wird jedesmal mulmig. Im Dezember benötigte ich manchmal um die fünf Stunden um von A nach B zu gelangen. Die Bahn ist nicht immer pünktlich, doch du hast nicht die Ansgt vor unsicheren Autofahrern, oder einem LKW der in dich reinrast.
Bedenken hab ich sonst selten. Gelegentlich kommt es vor, dass ein Fahrer zu krass auffährt und einmal war ein Fahrer so genervt, dass ich mir überlegte meinen Eltern eine letzte SMS zu schreiben , bevor ich sterbe. Bei der Bahn seh ich nicht was hinter den Kulissen abläuft und fühle mich sicherer. Ausserdem kann man sich in der Bahn auch unterhalten und solches geschieht in der Regel  aus freiem Willen. Schlimmstenfalls kann man flüchten: " Oh hab ich gesagt, ich muss in Hannover umsteigen? Nein nein, ich meinte doch Magdeburg... Alles Gute:.." und zack ist man im nächsten Waggon.
Mit der Bahn kann man spontan sein( "hey, ich fahre JETZT nach Köln, weil ich Bock habe"), sie ist zuverlässiger (keiner der absagt, oder gar nicht erst erscheint) und man weiß die Ankunftszeit.
Wenn man beide Seiten beleuchtet, scheint die Mitfahrgelegenheit mehr Vorteile mit sich zu bringen, allerdings zeigt es sich als des Pudels wahrer Kern, dass der Comfort doch der Sieger ist, zumindest bei den BahnCard - Kunden ;)

2 Kommentare:

  1. Du hast das Thema wirklich gut dargestellt. Meiner Meinung nach kommt es zusätzlich darauf an, in welcher Situation auf welches Fortbewegungsmittel setzten möchtest. Hast du einen wichtigen Termin oder besuchst du Freunde. Je nachdem lässt sich Zeit oder Geld sparen. So oder so ein guter Kompromiss denkst du nicht auch?

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  2. Ich find schöner hättest du es nicht umschreiben können... *toll*
    Aber das, mit dem, man weiß wann man ankommt, ist leider nur theoretisch gegeben. Ist leider so, dass ich dadurch schonmal fast ´nen Flug verpasst hätte... Dank meinen Eltern dann aber doch noch direkt einsteigen konnte^^
    Viele liebe grüße

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